Chronik XXXIX - Schweinswale

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Chronik XXXIX


67a. CHRONIK XXXIX BEOBACHTUNGEN UND MELDUNGEN 2022
 
 
Freitag 7. Oktober 2022:  Auf dem Weg zum Nationalpark Ostsee

Wie der shz auf Seite 1 und 3 der Freitagsausgabe berichtet möchte der Umweltminister Tobias Goldschmidt im Frühjahr 2023 mit den Gesprächen zur Einrichtung eines Nationalparks Ostseemit „mit allen Beteiligten in der Region einsteigen“. Das Vorbild ist der Nationalpark Wattenmeer an der Westküste mit „Nullnutzungszonen“.  Er glaubt, dass Tourismus und Fischerei davon profitieren würden. In einem ganzseitigen Interview erläutert der grüne Minister, welche Vorteile ein Nationalpark Ostsee auch für die Fischerei hätte, die in der Ostsee „mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen hat“, da sich die Fischbestände erholen könnten. Er drängt auf einen baldigen Beginn der Bergung von Munition aus dem Meer.  Wichtig seien Gebiete, die sich als Pilotregionen anböten.




Kommentar: Eine Pilotregion wäre z. B. die Flensburger Förde. Hier existiert bereits ein FFH Gebiet, allerdings nur in deutschen Gewässern. 2005 anlässlich des 50jährigen Jubiläums der sog. „Bonn -Kopenhagener Erklärungen“ gab es einen Briefwechsel mit der dänischen Königin Margarethe und dem Vorschlag eines länderübergreifenden Schutzgebietes als MPA in der Flensburger Förde. Leider blieb dieser Vorstoß wegen Einwänden des dänischen Umweltministeriums erfolglos. Wie wäre es nun, wenn man gemeinsam mit dem Königreich Dänemark im Ausgleich für den umstrittenen „Fehmarnbelt-Tunnel“ einen grenzüberschreitenden Nationalpark Ostsee implementieren würde – 2025 zum 70jährigen….


Donnerstag 29. September 2022: Yoda/Delle im Svendborgsund

Tony Ottensen hat den Gr. Tümmler fotografiert, der sich seit 2019 im Svendborgsund aufhält www.hvaler.dk facebook



 
Mittwoch 28. 09. 2022 Zwei Schweinswale vor Habernis und Delphine in der Geltinger Bucht

Per e-mail: „ um 12,15 Uhr zogen 2 Schweinswale zügig in nur 50 m Abstand vom Ufer in Richtung Habernis. Wir entdeckten sie direkt vor uns zwischen der Küste von Steínberghaff und Steinbergholz und verloren sie ca 10 Minuten später aus den Augen, als sie kurz vor Norggáardholz schwammen. Sie schwammen teilweise dicht nebeneinander beim Auf- und Abtauchten, teils bis zu 10 m hintereinander. Anfangs waren Schnauflaute hörbar. Die Wasseroberfläche war ziemlich glatt, und der Wind kam schwach aus SW Richtung.“
 
Per e-mail: „ was meinst Du dazu? Weißseitendelfin? Ostsee vor Gelting….“
 
„da bin ich nicht der Kenner. Ist dir Herr Pfander ein Begriff? Der kennt sich aus, sonst Ursula Siebert  von der TiHo in Büsum. wenn du eine sichere Auskunft hast, lass es mich wissen.“
 
„Ich tippe auf Weißseitendelfin, was meint ihr?“
 
 

Kommentar: Es handelt es sich um Gewöhnliche/Allgemeine Delphine Delphinus delphis Linnaeus 1758.  Vor fast genau 13 Jahren gab es ein Foto eines springenden Delphhins D. delphis vor Gelting Mole (27. 09. 2009)



 
 
 
und drei Tage später war eine Mutter mit Nachwuchs in der Flensburger Hafenspitze (30. 09. 2009). Leider gibt es aktuell auch einen Totfund eines stark abgekommenen jugendlichen männlichen Delphins bei Holnis am 2. Juli 2022.“ (s. Chronik XXXVIII)
 

Dienstag 27. September 2022 shz Wie der Klimawandel die Ostsee verändert

Die BRD hat im Rahmen des HELCOM Vorsitz ein 80seitiges Faltblatt über den Zustand der Ostsee durch das Leibniz Institut in Rostock erstellen lassen mit folgenden Kernpunkten: Bis zum Ende des Jahrhunderts ist die Wassertemperatur um 1,1 bis3,2° Celsius angestiegen und die Ostsee ganzjährig eisfrei. Das führt zu Überflutungen und Zerstörung von Küsten und Lebensräumen, sowie zu Gefahren für Offshore-Windkraftanlagen und Schifffahrt.  Die Überdüngung und Schleppnetzfischerei sind neben der Erwärmung die größten Bedrohungen des Ökosystems Ostsee.


Kommentar: Was steht es um die Altmunition in der Ostsee? Welchen Einfluss hat der Bau des Fehmarn-Belt-Tunnels? Welche Auswirkungen hat der zunehmende Schiffsverkehr? Was sind die Auswirkungen von Mikroplastik und industriellen Chemieprodukten, die von Flüssen in die Ostsee gespült werden, von denen noch gar nicht so genau bekannt ist, was sie bewirken?

 
Samstag 24. September 2022   shz   OSTSEE am LIMIT   Blickpunkt   SCHLESWIG-HOLSTEIN am WOCHENENDE

In dem 4-seitigen Artikel geht es um den Dorsch Gadus morhua (Linnaeus, 1758) in der Ostsee, dessen Bestandsentwicklung sehr bedenklich ist. Der Fischereibiologe Uwe Krumm und der Fisher Dennis Freitag sind in der Lübecker Bucht unterwegs um Dorsche zu fangen und zu besendern, aber sie finden keine mehr. Schließlich können sie ein weibliches Individuum besendern, um dessen Wanderung zu verfolgen. Als Grund für den Rückgang wird der Eintrag von Phosphor und Stickstoff durch die Landwirtschaft aber auch die Drainage der Abwässer von 85 Millionen menschlicher Anwohner ausgewiesen, der zur Eutrophierung und Sauerstoffverarmung, besonders in küstennahen Gewässern führt. Aber auch der Klimawandel mit zunehmender Erwärmung des flachen Randmeers trägt dazu bei. Der Kabeljau oder Dorsch hat auch eine ökologische Bedeutung als Regulator des Heringsbestandes.
 
Kommentar: Nicht erwähnt wird die Überfischung und die sog. „Dorsch -Sprotten-Schaukel“. Bereits in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten Versuche mit einigen in der Ostsee markierten Dorschen ergeben, dass einige aus der Ostsee über den Atlantik bis nach Neufundland geschwommen waren.
 
 
Samstag 24. September 2022 Green Screen Festival Eckernförde 2022 Sieger in der Kategorie „Bester Meeresfilm“    

                           FROM THE WILDE SEA  



 

 
ZITAT. „Während der Höhepunkt des Winters näher rückt, wappnet sich ein großes europäisches Netz von Freiwilligen für die Rettung von Meerestieren für die raue Jahreszeit. Tag und Nacht, das ganze Jahr über, arbeiten sie unermüdlich daran, wild lebende Küstentiere vor den lebensbedrohlichen Elementen zu retten. Der Film ist ein poetischer Dokumentarfilm, der die komplexe Kollision zwischen Mensch und Natur in den Mittelpunkt rückt. Er nimmt uns mit auf eine beunruhigende und faszinierende Reise in das entstehende Zeitalter des Anthropozäns, sowohl aus der Sicht der Menschen als auch der Tiere.

Regie: Robin Petré - Buch: Robin Petré - Kamera: Maria Grazia Goya, Robin Petré - Schnitt: Charlotte Munch Bengtsen - Musik: Produktion: Malene Flindt Pedersen - Preise: Bester Meeresfilm 2022 - Nominierungen: Bester Meeresfilm 2022
Webseite URL: https://fromthewildsea.com“  (Eine dänische Produktion)

Kommentar: Nominiert war auch: THE OCEAN’S GREATEST FEAST von Mea Trenor und WILD ISLES von Jon Cleave, der den Heinz Sielmann Filmpreis gewann. Sehenswert sind auch DER HUMBOLDTSTROM von René Arenada und UNBEKANNTES CALIFORNIEN von Rick Rosenthal. In den chilenischen Gewässern wurden auch die seltenen Weißbauchdelphine   Cephalorhynchus eutropia Gray, 1846) gefilmt., die zusammen mit Peale Delphinen (Lagenorhychus vel Sagmatias australis Peale 1848) jagen Sowohl vor Patagonien als auch an der Küste Californiens kommen Blauwale (Balaenoptera musculus Linnaeus, 1758) vor.    https://www.greencreen-festival.de
 

 
Donnerstag 22. September 2022   230 Grindwale stranden an der Küste Tasmaniens und 14 Pottwale bei King‘s Island

Wie bereits 2020 sind wieder Langflossen-Grindwale (Globicephala melas Traill, 1809) an der Küste Tasmaniens gestrandet.  230 Individuen liegen seit 21. September 22 im Flachwasser an der Westküste der Insel und Provinz Australiens. 30 sollen überlebt haben; das Nationale Rettungsteam Department of Natural Resources and Environment (NRE) ist im Einsatz und konnte bisher 30 Pilotwale am Leben erhalten. Sie sollen in tieferes Wasser gebracht werden – hoffentlich mit Erfolg.

  
 
2020 strandeten an gleicher Stelle 470 Grindwale, von denen konnten 108 unter schwierigen Bedingungen erfolgreich gerettet werden.
 
Am Montag (19.09. 22) sind vierzehn Pottwale (Physeter mcrocephalus Linnaeus, 1758) vor der australischen Küste bei King’s Island gestrandet. Es soll sich wie 2016 in der Nordsee um eine sog. Bachelor - Gruppe handeln.
 
Kommentar: Über die Ursachen für eine Massenstrandung von Zahnwalen von denen besonders Grindwale und Kleine Schwertwale (Pseudorca crassidens Owen, 1846) betroffen sind, gibt es verschiedene Theorien. In den 80ern stellte die Biologin Margaret Klinowska die Theorie auf, dass Zahnwale bei ihren Wanderungen isomagnetischen Linien folgen, die über das Land laufen und die Wale stranden ließen. Die Kieler Wissenschaftler Vanselow & Ricklefs vermuten einen Zusammenhang mit der Periodizität von Sonnenaktivitäten und Captain Williams führt die Massenstrandungen auf eine Panik zurück, die ein Seebeben unter den Mitgliedern der Herde auslöst.
                                                                                                                                                                    
Der 2014 verstorbene dänische Fischereibiologe Thyge Jensen war der Ansicht, dass die ungewohnten Reflexionen des Biosonars, das auf Tiefseegräben ausgerichtet ist, im Flachwasser falsche Signale generiert, die die Pottwale verwirren und zu Desorientiertheit führen können. Auch die australische Wissenschaftlerin Vanessa Pirotta hält aus den gleichen Gründen eine Desorientiertheit der Schule für die Ursache der Strandung: „All that happens if whales, through their echo location, can't navigate a deeper water and get a confused echo signal. They may find themselves in shallow water and then put out distress calls… which leads to a pod stranding.“  Außerdem weist sie auf die engen sozialen Bindungen innerhalb der Gruppe hin, die sicher eine wichtige Rolle bei dem fatalen Ereignis spielen. Das führt zu einem anderen Aspekt nämlich einer möglichen Erkrankung oder Verletzung des Leittiers, das um nicht „unter zu gehen“ in Erinnerung an eine Zeit vor 55 Millionen Jahren als Wale oder Whippomorpha noch an Land lebten, auf den Strand schwimmt und alle folgen.  

Allerdings ergab die Untersuchung der massenhaften Pottwal Strandung 2016 in der Nordsee keinen Hinweis darauf, dass die Individuen einem gemeinsamen sozialen Verband angehört haben könnten. (s. BEOBACHTUNGEN  und  MELDUNGEN   I/2016 VERSUCH  einer CHRONOLOGIE der POTTWALSTRANDUNGEN)       


Massenstrandung von 63 Langflossen-Grindwalen im Vejle Fjord am 22. September 1954 (Kinze et al. 2011)

 
Mittwoch 14. September 2022 Einsamer Schwertwal vor der schwedischen Küste bei VALAR.SE

Wie die schwedischen Kollegen auf www.valar.se  berichten, hat Ole Stenberg, am Dienstag (06. 09. 22) 1,5 Seemeilen westlich von Måseskär vor der schwedischen Skagerrak-Küste einen einsamen, männlichen Schwertwal beobachtet und fotografiert, während er Makrelen fischte. Der Wal schwamm mit einer Geschwindigkeit zwischen 3 und 4 Knoten. 20 Minuten lang hat Ole Stenberg den Wal mit einigem Abstand verfolgt. Am 23. August wurde ein einzelner Schwertwal vor Smögen beobachtet wie Sveriges Späckhuggare auf der Facebook -Seite berichtet.

Ausschnitt aus dem Foto von Ole Stenberg

 
Kommentar: Es handelt sich vermutlich um den jugendlichen, männlichen Schwertwal, der nach einer Strandung  im November 2021,  am 9. April  2022 erneut im Limfjord gestrandet ist, wider Erwarten – man hatte schon einen Platz im Hafen für seine Sektion abgesperrt -am Leben blieb und am 14. Mai davonschwamm Auch  Jimmy und Linda  die schwedischen Kollegen von Sveriges Späckhuggare sind der Ansicht , dass es sich um den Wal aus dem Limfjord handelt, benötigen aber bessere Fotos, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gehen.


Fotoausschnitte Nordyske 14. Mai 22 und Ole Stenberg 14. 09. 2022

 
Montag 29. August 2022 Thunfische und Schweinswale im Öresund

Niels Villadsen Nielsen hat Bilder und Videos eines springenden Blauflossen-Thunfisch (Thunnus thynnus Linnaeus, 1758) auf www.hvaler.dk veröffentlicht.

Der auch Roter Thun genannte Fisch ist vom Aussterben bedroht. Ein totales Handels- und Fangverbot scheiterte auf der CITES Tagung 2010 in DOHA, für die Gewässer der EU im Ostatlantik und Mittelmeer gibt es Schonzeiten, die aber für unzureichend gehalten und umgangen werden. Sea Shepherd hat 2010 600 illegal gefangene Blauflossenthunfische wieder befreien können und den anschließenden Prozess gegen FISH&FISH gewonnen.

Jetzt soll es wieder mehr Thunfische in Nord- und Ostsee geben, wie Axel Meyer unter Berufung auf den WWF und das Thünen-Institut m 29. April 2019 in der Ostseezeitung berichtet, nachdem der Thunfisch 1962 in Schwedischen und Dänischen Gewässern ausgestorben war. Prompt hat das Dänische Fischereiministerium bei der EU wegen einer Fangquote nachgefragt.    

Ein 1880 in Dänischen Gewässern gefangenes Exemplar, dessen Skelett im Naturhistorischen Museum in Kopenhagen ausgestellt wird soll 372 kg gewogen haben. Anfang 2019 hat eine Restaurant- Kette in Japan 2,7 Mio. € für einen 278 kg schweren Blauflossenthunfisch bezahlt.


 
 
Am 26. August 22 wird ein Thunfisch und ein Schweinswal im gleichen Seegebiet vor einem Leuchtturm im nördlichen Öresund auf der Bootstour des Öresund-Aquariums fotografiert und am 28. 08.22 von Héloise Hamel auf Facebook veröffentlicht. www.hvaler.dk



Auf Facebook berichten Morten K. Holm Hansen und Kim Olesen am 17. August 22 über ein Erlebnis vor Helsingör:„Nach einer Stunde mit nicht viel Aktivität ist plötzlich etwas passiert. Am Ende haben wir 100 springenden Riesen Thunfische um uns herum beobachtet, von denen einige vielleicht 4.500 kg gewogen haben! Enorm gr0ße und blitzschnelle Riesen jagen fliehende Heringe und Hornfische, in einiger Entfernung konnte man die Spritzer hören, wenn sie landeten.“ www.hvaler.dk

Kommentar: Vermutlich haben sich sowohl Thunfische als auch Schweinswale für die Heringe interessiert und gemeinsam gejagt. Vielleicht nicht ganz so wie in dem Film „THE OCEAN’S GREATEST FEAST“ (s. 24. 09. 2022), aber wer weiß das schon so genau.



26. August 2022 Schweinswal Mutter und Kind im Öresund Foto Johan u. Birgit Christensen www.hvaler.dk





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